Neue Studie von E.CA Economics zur vertikalen Integration im Bahnsektor

Inhalt & Überblick

Die vertikale Integration von Eisenbahnunternehmen ist ein seit jeher viel diskutiertes Thema. Eine neue Studie von E.CA Economics aus dem Juni 2024 vergleicht verschiedene europäische Modelle. Österreich sticht dabei heraus und wird als erfolgreiches Beispiel genannt, das eine hohe Servicequalität und Kundenzufriedenheit erzielt.

Hintergrund

Bei der vertikalen Integration von Eisenbahnunternehmen geht es im Wesentlichen um die Frage, ob der Betrieb der Eisenbahninfrastruktur (z.B. Bahnhöfe, Trassenvergabe usw.) und die Erbringung von Verkehrsdiensten auf dieser Infrastruktur im Rahmen eines Unternehmens organisiert werden sollten, oder eine strukturelle bzw. zumindest organisatorische Trennung dieser Bereiche zu besseren Ergebnissen bei Effizienz, Servicequalität und der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Wettbewerb im Schienenverkehr führen.

Hinter alledem steht die Überlegung, dass die Trennung der Infrastruktur vom Bahnbetrieb den Anreiz des Infrastrukturmanagers reduzieren könnte, sein eigenes (vertikal integriertes) Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der Trassenzuweisung oder auf andere Weise gegenüber dritten Marktteilnehmern zu bevorzugen.

Ein im Juni 2024 veröffentlichter Bericht von E.CA Economics, der im Auftrag der Deutschen Bahn erstellt wurde, untersucht verschiedene Modelle der vertikalen Integration in Europa (konkret: in Deutschland, Schweden, UK und Österreich) und analysiert ihre Vor- und Nachteile aus ökonomischer Sicht.

Österreich als positives Beispiel

Österreich wird in der Studie als Beispiel identifiziert, das mit seinem System der (vom EU-Recht und dem EisbG vorgegebenen) organisatorischen Trennung eine hohe Servicequalität und Kundenzufriedenheit erreicht.

Die Studie nennt für das österreichische Bahnsystem insbesondere folgende positiven Entwicklungen:

  • Österreich hebt sich durch seine wettbewerbsorientierte Entwicklung im Schienenverkehr von den meisten europäischen Ländern ab. Auf inländischen Fernverkehrsstrecken besteht Wettbewerb seit dem Martkeintritt der WESTbahn im Jahr 2011, im grenzüberschreitenden Verkehr seit dem Markteintritt von Regiojet 2017. Gleichzeitig wird der Nah- und Regionalverkehr im Wesentlichen durch die bislang direkte Vergabe von öffentlichen Dienstleistungsaufträgen organisiert (Seite 58). Der Güterverkehr ist von lebhaftem Wettbewerb gekennzeichnet (Seite 59).

  • Gleichzeitig weist der Schienenverkehr in Österreich eine besonders hohe Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit der Züge auf. Insbesondere der Personenverkehr schneidet sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr mit einem Anteil pünktlicher Züge von über 90% bis 95% überdurchschnittlich gut ab (Seite 60).

  • Ein zentraler Aspekt des österreichischen Erfolgsmodells ist auch die Art der Finanzierung der Schieneninfrastruktur. Diese zeichne sich durch Einfachheit, eine langfristige Perspektive, eine angemessene Pro-Kopf-Finanzierung und eine Ausrichtung auf den Endkunden aus (Seite 61).

Verfügbarkeit des Berichts

Die Studie ist öffentlich zugänglich und steht in englischer Sprache zum Download auf der Website von E.CA Economics zu Verfügung.

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